• Willkommen beim FC 1922 Östringen e.V.

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Was ist ein Verein?

 

Spröde formuliert handelt es sich bei einem Verein um den Zusammenschluss von Personen zu einem bestimmten Zweck. Aber er ist mehr als das. Er ist ein Beziehungsgeflecht aus Menschen. Aus Menschen, die sich mit Leidenschaft einer Sache verschreiben. Die Leidenschaft für die Sache und die Erfahrung mit den anderen dafür zu arbeiten, bindet, weil die Erfahrung der Gemeinsamkeit, der Verlässlichkeit Vertrauen schafft und Freude weckt. Also züchten Menschen gemeinsam Hasen, bauen Modelleisenbahnen oder spielen Fußball. Was aber passiert, wenn sich ein Fußballverein dazu entschließt, Spieler für sich auflaufen zu lassen, die sich nicht mit ihm identifizieren, nicht für ihn sterben würden oder nicht einmal in Bettwäsche mit Vereinslogo schlafen?

 

Der FCÖ trat in der Zungenschnalzbesetzung Senolan, Yigit, Damm, Elvis, Kölmel, Noe, Sagfan und Häfner beim Drei-Königs-Turnier in Rauenberg an. Andere Leistungsträger waren verhindert und liefen als Sternsinger verkleidet durch Östringen. Dabei sangen sie so schief, dass das Christkind eine Kolik bekam. Vielleicht hätte man sie auch darauf hinweisen sollen, dass es sich bei den drei Weisen aus dem Morgenland um Könige und nicht um Bauchtänzerinnen handelte. Die Kostümierung war irgendwie unpassend. Aber Spahic als Sherazade, die hüpfende Hüfte, war eine Wucht.

 

Das erste Spiel bestritt der FCÖ gegen Waldangelloch. Und er tat es in einer Weise, die einem Werner Lorant zum Ergötzen gereicht hätte. Sinnloses hin und her, Guardiolawerte in punkto Ballbesitz und bei Torchancen Inkontinenz statt Kaltschnäuzigkeit. Dabei mangelte es dem FCÖ nicht an Majestät. Der Ball wurde zärtlich behandelt und durchlief ohne Blessuren mehrere Passketten, nur hielt man es wohl für allzu vulgär ihm die Unannehmlichkeit eines Aufenthalts hinter der Torlinie zuzumuten. Waldangelloch war weniger vornehm, schoss ein Tor und siegte. Ach, wie gewöhnlich.

 

Die nächsten Gegner kamen aus Mauer. Und natürlich könnten wir jetzt köstliche Wortspiele veranstalten, aber soetwas machen wir nicht. Oder doch: sie hätten eine errichten sollen, die alten Maurer. Was soll man sagen? Es gibt doch diese FIFA-Clips in der zu Respekt, Fairplay oder dem Kampf gegen Korruption (oder wars Rassismus?) aufgerufen wird. Aber wie soll man einen Gegner respektieren, der selbst um die Peitsche bittet. Gegen Mauer war der FCÖ ganz bei sich. Yigit zeigte wieder mit diesem Italowesterngesicht motorisch Anspruchvolles und schoss zwei Tore, Noe zeigte einen erdigen Auftritt. Durchsetzungsstark, schnörkellos und effizient spielte er. Das Ergennis waren ebenfalls zwei Tore ohne blabla. Anders dagegen der Sonnenkönig des FCÖ: Senolan spielte so arrogant, dass man anfing Christiano Ronaldo zu mögen. Während des gesamten Spiels blickte er nur auf die Hallendecke und verweigerte nach dem Schlusspfiff jeden Handschlag mit der Bemerkung "Gott ist unberührbar!" Auch Senolan schoss zwei Tore. Kölmel spielte geschmeidig und Häfner nutzte seine 217 sekündige Einsatzzeit, um sich eine leichte Leistenzerrung einzuhandeln. Der FCÖ gewann mit 6:0.

 

Nach dieser Druckbetankung für das Selbstvertrauen, die neben Zuversicht auch Blähungen auslöste, gab es keine Angst vor dem nächsten Gegner. Wie denn auch? Frauenweiler! Gehts noch unmännlicher? Der FCÖ war wieder beherrschend und zwang den FC Frauenweiler in die Verteidigung. Aber wieder überließ er es dem Gegner Tore zu schießen. Schnell lag Östringen mit 2:0 hinten. Während man beim 1:0 noch von Schlafmützigkeit reden konnte, machte das zweite Gegentor sprachlos. Der Torschütze hätte vor seinem Schuss auch ein Picknick veranstalten können, ohne dass ihn sein direkter Gegenspieler Elvis behelligt hätte. Statt einzugreifen stand Elvis da wie ein Kleinkind mit voller Windel. Auch die anderen FCÖ-Spieler wirkten schockiert angesichts der Bösartigkeit des Gegners Tore zu schießen. Damm, der ölgötzenhaft ein Loch in die Luft guckte, bot seiner anwesenden Familie ein tolles Beispiel für Einsatzwillen. Auszunehmen von dieser Kritik ist Yigit, weil dieser sich aus Prinzip nie in der eigenen Hälfte befindet und Abwehrarbeit für Schnickschnack hält. Ja, der FCÖ wurde auch benachteiligt, weil der Schiedsrichter keinen Neunmeter gab, als Elvis hart in der Nähe der rechten Ecke gefoult wurde. Nach Angaben des Schiedsrichters fand das Foul außerhalb des Strafraums statt. Was will man erwarten? Der Mann war über sechzig und trug einen Ohrring, was den Verdacht nahe legt, dass er in der Blüte seines Lebens, die in den 70ern stattfand, ziemlich viel erlebt hatte. Wie soll einem nach so einer Cheech-and-Chong-Jugend klar sein, dass der Strafraum bei einem Hallenturnier bis zur gestrichelten Linie geht. Aber letztendlich war dieser Fehler nicht Ursache für das frühe Ausscheiden. Der FCÖ hatte sich selbst geschlagen.

 

Die Frage ist noch nicht beantwortet. Was geschieht mit einem Verein, wenn nicht echte Kämpfer für die Sache fechten, sondern heimatlose Fußballsöldner wie Yigit, Damm und Elvis engagiert werden? Söldner, aus deren kalten toten Augen Dollarzeichen blitzen. Deren Sucht nach Ruhm und Geld, beides reichlich beim FCÖ zu gewinnen, aus einem schönen Sport etwas Hässliches macht. Und sie selbst hässlich werden lässt. Donatella-Versace-hässlich! In Rauenberg konnte man es sehen. Er verliert Identität und Kraft. Er löst sich auf. Er scheitert. Wie es anders geht illustrierte die Schlussepisode dieses Turniertages. Senolan hatte sein Handtuch vergessen, woraufhin ihm Häfner seines lieh. Als sich Senolan abgetrocknet hatte, zog er sich das Handtuch vor Häfners Augen noch einmal kräftig durch das haarige Tal seiner Gesäßhälften und warf es ihm ins Gesicht. Er lachte. DAS ist Verein.

 

M.H.

 

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