• Willkommen beim FC 1922 Östringen e.V.

  • Willkommen beim FC 1922 Östringen e.V.

  • Willkommen beim FC 1922 Östringen e.V.

  • Willkommen beim FC 1922 Östringen e.V.

Warum ich Hakan nicht mag

Ich weiß, was geschehen wird; nicht im Detail, aber im Ergebnis. Wenn ich es genau wüsste, könnte ich es verhindern. Vielleicht könnte ich es. Die Situation: Hakan hat den Ball. Ich nähere mich ihm geduckt, um meinen Körperschwerpunkt nach unten zu verlagern und dadurch wendiger zu sein. Welcher Laufweg ist der logischste? Welche Finte die wahrscheinlichste? Wo muss ich stehen? Wie reagieren? Es sind die trüben Gedanken eines Spielers, dessen Aufgabe in der Zerstörung liegt. Es sind meine Gedanken. Noch während ich sie ordne, passiert es: Hakan lässt mich mit einer Täuschung ins Leere laufen und zieht vorbei, mal wieder. Darum mag ich Hakan nicht.


Er ist weg. Ich stehe da und werde wütend. Ich fluche. Es hilft nicht. Dann folgen die Ermahnungen meiner Mitspieler weiter zu machen, hinterher zu rennen, nicht aufzugeben. Es ist eine Qual. Natürlich kenne ich das aus Erfahrungen mit anderen Gegenspielern. Doch bei Hakan ist es anders. Viele Spieler feixen, wenn ihnen ein Tunnel gelingt. Sie frotzeln und spotten noch unter der Dusche. Es sind die Triumphe kleiner Männer und als solche sind sie zu behandeln. Hakan macht das nicht, nie! Er täuscht, fintiert und trickst ohne Gehabe. Hakans Spiel braucht keine zusätzlichen Girlanden, keinen Kommentar. Was er tut, spricht für sich selbst. Er nimmt meine Demütigung als etwas Selbstverständliches an. Für ihn ist es Tagesgeschäft, also kein Grund eine Miene zu verziehen. Das tut er ohnehin äußerst selten. Hakans Mimik hat in etwa den gleichen Umfang wie die von Sylvester Stallone in Rambo II. Als Schauspieler wäre Hakan scheiße. Egal ob fröhlich oder traurig, ob nüchtern oder betrunken. Hakans Gesicht bleibt ohne Regung. Die alten Ägypter hätten ihre helle Freude an ihm gehabt, denn dieses ganze Einbalsamisierungsgedöns, wie sonst bei toten Pharaonen üblich, hätten sie sich bei ihm sparen können. Eine Lage Klopapier, in den Sarkophag und Deckel drauf. 5000 Jahre später hätte sich ein Archäologe vor Entzückung in die Hosen gemacht, weil Hakan aussähe wie frisch aus dem Ei gepellt. Man könnte ihn sich nach seinem Ableben auch gut in einer Glasvitrine im Odenheimer Bistro vorstellen, lächelnd mit einem Bier in der Hand. Hakan das Schneewittchen aus dem Kraichgau. Sicher würden seine Jungs vom FC Odenheim würdevoll mit ihm umgehen. Sie würden keine Witze über ihn machen. Klaus Bühler würde keine Gegenstände in irgendwelche Körperöffnungen stecken, niemals.

Hakans Körper ist aufrecht, der Ball klebt an seinem Fuß. Bald stürzt sich ein zweiter Abwehrspieler, schließlich ein dritter auf ihn. Ich habe solche Szenen oft beobachtet und musste mich, wenn ich den Ball für Hakan schon verloren sah, von ihm eines Besseren belehren lassen. Hakan tut dann seltsame, fremde Dinge. Dinge, die ich bisher nicht kannte und nie beherrschen werde. Hakan weitet meinen Horizont und zeigt mir gleichzeitig meine Grenzen auf. Das ist ziemlich viel unerbetene Einsicht in die eigene Beschränktheit für jemanden, der nur deshalb mit dem Fußball begonnen hat, um etwas gegen seine Fettleibigkeit zu tun.

Ich empfinde Neid. Und ich denke dann nicht "Oh, das würde ich auch gern können.", sondern "Dieser verfluchte #!§$%&?! Hoffentlich reißt ihm die Patellasehne." Ich bin nicht stolz darauf, aber so ist es nun mal. Nach einem Spiel habe ich mich des Öfteren dabei erwischt, wie ich Hakan über den Rand meines Glases fixiere und mir vorstelle, wie ich ihm eine reinhaue. Voll auf die Zwölf. Und dann liegt er da und fängt sich noch eine. Bäm! Und immer weiter. Bäm, Bäm, Bäm! Die anderen sind schockiert, aber keiner hält mich auf. Da fängt einer an zu klatschen und bald wird daraus Beifall. Der Durchschnitt applaudiert. Schließlich tragen sie mich auf ihren Schultern und bejubeln meine Tat. Die Gedemütigten heben mich aufs Schild. "Tja Hakan, jetzt hat es sich ausgetrickst. Jetzt hilft dir deine Technik auch nicht weiter." Wunderbares Kopfkino …

Wieder einmal wurde Admir Spahic bereits vor Turnierbeginn in Rauenberg zum besten Spieler gewählt, was in zweifacher Hinsicht bemerkenswert ist. Erstens: Spahic war nicht anwesend. Zweitens: Dieses Kunststück ist ihm in diesem Jahr schon vier Mal gelungen und dies obwohl es bislang erst zwei AH-Turniere gab. Nach dem Sieg in Ubstadt war das Selbstbewusstsein der FCÖ-AH ähnlich angeschwollen wie Özils Augen. Dementsprechend spielten sie.

Der erste Gegner hätte seinem Namen alle Ehre machen können, wenn er, statt den vermessenen Namen SV Viktoria anzunehmen, TSV Klage gehießen hätte. Zum Verständnis sei gesagt, dass die chancenlosen Wichte aus Mauer kamen. Der FCÖ gewann mit 3:1.

Der nächste Gegner des FCÖ kam aus Rohrbach und war ein Haufen Masochisten, der sich bereitwillig 0:6 vom FCÖ abschlachten ließen.

Die Jungs aus Gauangelloch machten es viiiiiel besser und ließen nur vier Treffer zu. Elvis hatte zwar keine Tolle, aber zwei tolle Treffer. Angesichts der Östringer Dominanz hielten es die nächsten Kontrahenten für angebracht, sich aus zwei Ortschaften zusammenzurotten. Aber es half nicht. Ziegelhausen/Peterstal wurde mit 5:1 abgefertigt und hätten sich schämen sollen. Gleichwohl taten sie es nicht.

Es muss Sentimentalität im Spiel gewesen sein, als der FCÖ Kronau nur mit 2:1 besiegte. Ein großer Erfolg für Kronau, eine Schande für den FCÖ. Hakan war übrigens auch anwesend und machte sich im Halbfinale bei den Spielern der Post SG Heidelberg so beliebt, wie es Frank Rijkaard 1990 in Deutschland war. Drei Treffer schenkte er ihnen ein, einfach so. Endstand: 5:1 für den FCÖ.

Das Finale wurde zur Begegnung mit nicht gerade attraktiven dafür bekannten Gesichtern. Es wurde zur ersten ernsthaften Herausforderung für den FCÖ. Die Spieler aus Ziegelhausen/Peterstal waren nicht mehr die Lämmer auf dem Weg zur Schlachtbank, sondern ernsthafte Gegner. Ein packendes Spiel entwickelte sich, hart umgekämpft, verbissen geführt. Letztendlich konnte sich der FCÖ erneut mit 4:3 durchsetzen.

Ein Höhepunkt des Finales war eine umstrittene Situation als Hakan im Strafraum zu Fall kam. Ob es tatsächlich ein Foul war oder eine Schwalbe, blieb bis zuletzt umstritten. Ich tippe auf Letzteres.

M.H.

 

© Copyright 2024 FCÖ • Alle Rechte vorbehalten • ImpressumNutzungshinweise und Datenschutz