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Schon wieder: 7:0 und Euro Eddy!

Manchmal ist es ein einziger Tag, der ein Leben für immer verändert. Der 2. November 1993 war einer dieser Tage.
Edgar Schmitt traf mit dem KSC in der zweiten Runde des UEFA-Pokals auf den FC Valencia. Die Meinung in  Valencia den Favoriten zu sehen war nicht exklusiv. Schließlich war Valencia erster der Primera Division, also jener Liga, die die beiden nicht gänzlich unbedeutenden Vereine Real Madrid und FC Barcelona listet. Darüberhinaus hatte Valencia das Hinspiel mit 3:1 gewonnen. Doch als der Schiedsrichter das Rückspiel abpfiff, war Valencia mit 7:0 besiegt. Schmitt hatte vier Treffer erzielt. An diesem Tag wurde aus Edgar Schmitt Euro Eddy. Und sollte Schmitt einmal sterben, was nicht auszuschließen ist, Euro Eddy wird es nie. Und da stand er nun 25 Jahre später auf dem tatsächlich zur VIP-Lounge deklarierten Balkon des FCÖ-Vereinsheims nippte an seinem Pils und sah seinem KSC zu, wie er sich in aller Freundschaft anschickte gegen den FC Östringen anzutreten. Während zu den unvermeidlichen Klängen des Badnerliedes die Mannschaften einliefen, tummelten sich noch einige der 615 zahlenden Zuschauer vor dem eigens aufgebauten Grillstand, andere kauften sich ein Bier, denn Getränke gab es auch. Und als man dachte, jetzt fehlt noch etwas Süßes zum Nachtisch, fiel der Blick auf den Kuchenverkaufsstand. Darüber labte sich die Schickeria an feinstem Prosecco und spreizte appart den kleinen Finger ab. Ja, der FCÖ versteht etwas von Inszenierung und Gastfreundschaft. Und wenn jemand diese Grandezza des FCÖ verkörpert, ist es Stadionsprecher Wilfried Lahr. Zum einem weil keiner die Aussprache des Namens Justin mit soviel charmanter Individualität färbt (Tschusstinn).

Kurz nach 18:30 gab der Schiedsrichter den Anpfiff. Das Spiel selbst war mit dem prächtigen Rahmen nicht auf Augenhöhe. Die Zuschauer wurden Zeugen vollendeter Einseitigkeit. Zu stark war der KSC, zu begrenzt der FCÖ in seinen Mitteln. Der Ball befand sich über den Spielverlauf gesehen fast ausschließlich in der Hälfte des FCÖ, dessen Entlastungsangriffe in etwa so häufig vorkamen, wie zur Zeit ein neues Mitglied im Mesut-Özil-Fanclub. Trotzdem konnte der FCÖ lange einen Gegentreffer verhindern, vor allem dank seines exzellenten Torwarts Ballreich. Doch, er heißt wirklich so. Ohne Großchancen herauszuspielen, passte der KSC den Ball über das gesamte Spiel fast so schnell, wie man bei FCÖ-Sponsor und beinahe Astronaut Dr. Gal  feste Zähne bekommt, nämlich sofort. Und Hand aufs Herz, das ist schon ziemlich schnell. Im Übrigen war Gal die Anwesenheit Euro Eddys auf dem Waldbuckel zu verdanken. Dem umtriebigen Fünf-Sterne-Zahnarzt aus dem Provinzjuwel Stettfeld sollte man dafür glatt einen sechsten verleihen.

Doch trotz allen Ballbesitzes konnte der KSC seine Überlegenheit nicht mit Toren garnieren. Der FCÖ hielt wacker mit, verteidigte mit Herz.  Die Abwehr hielt bis nach einem Eckball der einzige Treffer der ersten Halbzeit fiel.

In der Halbzeitpause bot sich die Gelegenheit zu einem Interview. Und wo der neue Vorstand des FCÖ mit neuen Hemden und Vereinswappen einen sagenhaft feschen Eindruck hinterließ, gab Eddy ein allürenfreies Interview. Eddy erzählte von seinen Erfolgen. Natürlich von Valencia, aber auch von Bordeaux, wo er den jungen Zinedine Zidane am Weiterkommen hinderte. Berichtete von der Krise nach seinem Karriereende, in die er und viele andere gerieten, von dem ganzen Wahnsinn der das Profidasein neben all den Annehmlichkeiten bedeutet. Das Leben als Profi könne einen Menschen auffressen, weil es immer nur um Erfolg geht. Dazu kommt, dass man gerade als Euro Eddy zum öffentlichen Gut wird. Jeder meint ein Anrecht auf einen zu haben. Trotzdem sei es eine schöne Zeit gewesen und der Legendenstaturs heute noch ein Türöffner. Nachdem Eddy zu Ende erzählt hatte, stand es 7:0. Offensichtlich hatte er nicht nur den Mythos seines größten Spiels mitgebracht, sondern auch das Ergebnis.