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18. SPIELTAG LANDESLIGA MITTELBADEN:

ASV Durlach - FCÖ I 3:1 (1:1)

FCÖ: Mutschall, Bender, Ngalene Ngami, P. Göbel, Kamuf, Fellhauer (68. Kölmel), Lahr, Kerti (73. Sangricoli), Uka, Noureddine, Ament. Ersatzbank: Hauer.


Torschützen:
0:1 (16.) Uka

1:1 (45.) Skiljo
2:1 (50.) Masic
3:1 (73.) Maibrunn

Gute 45 Minuten genügen nicht …

Vor dem ersten Landesligaspiel in 2014 standen die Sterne für den FCÖ nicht gerade günstig, Spielertrainer René Lahr hatte große Verletzungssorgen zu beklagen:


Der einzige noch etatmäßige Torhüter Hansi Hufnagl hatte in der Winterpause einen Bandscheibenvorfall erlitten und fällt damit auf unbestimmte Zeit aus. Für ihn steckte sich nach einem bereits Drei-Spiele-Intermezzo im vergangenen September zum vierten Mal in dieser Saison der 43jährige AH-Keeper Stefan Mutschall die Torwarthandschuhe über. Stefan, der – es sei vorweggenommen – auch in Durlach nie den Eindruck hinterließ, dass er eigentlich vor bereits knapp 16 Jahren seine aktive Spielerkarriere beendet hatte, ist seine Bereitschaft, in dieser Notsituation zwischen die FCÖ-Pfosten zu stehen, nicht hoch genug anzurechnen – vielen Dank Stefan!

Neben Mutschall mussten Lahr und Co. Patrick Häberer auch noch auf die verletzten Tim Laier und Christian Schneider sowie auf den erkrankten Marvin Hauer verzichten, der zwar auf der Ersatzbank Platz nahm, aber nur im äußersten Notfall hätte eingesetzt werden können. Gegenüber der Vorrunde fehlten darüber hinaus drei weitere Spieler: Dem der eigenen Jugend entwachsenen Adrian Mayer legte der FCÖ zur Winterpause keine Steine in den Weg und Adrian wird nun Spielpraxis beim Kooperationspartner SV Tiefenbach sammeln. Der ehemalige Ersatztorhüter Ahr hat (vorerst) seine Fußballerlaufbahn beendet und Mendou Engon dem FCÖ scheinbar den Rücken gekehrt, er weilte als Zuschauer im Durlacher Turmbergstadion.

Ob des dünnen Kaders kam es so nicht nur zum Mutschall-Comeback, sondern auch zu dem von FCÖ-Idol Marcus Kölmel. Marcus gebührt unser ebenso großer Dank, dass er sich wieder in den Aktivendienst des FCÖ stellt. Der 39jährige Routinier, der in der Vorrunde vereinzelt beim 1b-Team in der Kreisklasse B zum Einsatz kam, steht ab sofort wieder im Training und kam im Laufe der Begegnung in Durlach auch tatsächlich zu seinem ersten Landesligaspiel seit dem 30. Mai 2013.

Ob dieser Unwägbarkeiten reiste der FCÖ als krasser Außenseiter zum Tabellenzweiten, der sich in der Winterpause nicht nur mit Oberligaerfahrenen Spielern verstärken konnte, sondern der im neuen Jahr im Gegensatz zum FCÖ bereits Spielpraxis in zwei Pflichtspielen beim Español Karlsruhe (1:1) und gegen den FC Forst (2:1) hatte sammeln können.

Bei Anfang März vorsommerlichen 20 Grad zeichneten aber gerade die ersten 25 bis 30 Minuten ein überraschend völlig anderes Bild: Der FCÖ stellte das klar bessere Team und hätte bereits in der Anfangsphase mit 2:0 in Führung liegen können, vielleicht gar müssen. In der ersten Spielminute hatte Capitano Andi Ament seinen Mitspieler Wessam Noureddine eingesetzt, dem der Ball in aussichtsreicher Position jedoch in letzter Sekunde vom Fuß gespitzelt wurde. In der 5. Minute setzte Noureddine einen gegnerischen Abwehrspieler unter Druck, der dadurch eher unkontrolliert das Leder Richtung eigenes Tor zurückköpfte. Dieses verfehlte den herauskommenden Torhüter und rollte Richtung leeres Tor, am Ende aber leider auch ganz knapp am rechten Torpfosten vorbei. Zudem war der hinterhereilende Noureddine nur ganz knapp nicht mehr herangekommen. Nur zwei Minuten später die nächste gefährliche Aktion des Spielbestimmenden FCÖ, doch Lahrs Freistoss fand im Strafraum nur ganz knapp keinen Abnehmer. Auf dem äußerst unebenen Geläuf kamen die Gastgeber in der 12. Minute zu ihrem ersten nennenswerten Angriff, der aufgerückte Innenverteidiger und Kapitän Becker verfehlte jedoch bei einem Drehschussversuch glücklicherweise den Ball. Auf der Gegenseite dann in der 16. Minute die verdiente Führung für den FCÖ: Nach einer Ecke blockte ein wohl gegnerischer Spieler (oder war es doch gar ungewollt ein FCÖ-Akteur?) am Fünfmeterraum zunächst einen Schuss, der jedoch Toni Uka vor die Füße fiel, der den Ball zum 1:0 ins Tor spitzelte. Gleich nach Wiederanpfiff dann jedoch ein Schockmoment für den Gast aus Östringen, als der junge Lukas Kamuf im eigenen Strafraum etwas zu ungestüm gegen den in der Winterpause vom KSC II zum ASV gewechselten philippinischen U20-Nationalspieler Kevin Esswein agierte und Schiedsrichter Gegner aus Weinsberg auf Elfmeter entschied. ASV-Kapitän Becker übernahm die Verantwortung, scheiterte jedoch unter großem Jubel der mitgereisten FCÖ-Fans an Kult-Keeper Mutschall – ganz ganz stark Stefan! Der FCÖ agierte sehr diszipliniert und taktisch geschickt und ließ die zuvor hoch eingeschätzten Durlacher nie zur Entfaltung kommen. So musste die Heimmannschaft bis zur 40. Minute warten, ehe ein weiter Flugball unkontrolliert durch den FCÖ-Strafraum zur anschließenden Ecke hüpfte. Diese flog durchaus gefährlich entlang des Fünfmeterraums hinein, fand aber keinen Abnehmer. Auf der Gegenseite prüfte Lahr in der 43. Minute den gegnerischen Torhüter mit einem Freistoss aus halbrechter Position. Als alle schon mit einer verdienten Pausenführung des FCÖ rechneten, dann nach einem unnötigen Foulspiel rund 20 Meter vor dem eigenen Tor doch noch Freistoss für Durlach. Spezialist Skiljo legte sich das Leder zurecht und schnippte dieses ganz stark Richtung rechtes Tordreieck. Ein mehr als schwer zu haltender Ball, doch Mutschall schraubte sich wie ein 20jähriger in die Lüfte und lenkte diesen sensationell an den Innenpfosten. Was für eine tolle Aktion, doch das Glück sollte Mutschall und seinem FCÖ nicht hold sein, denn der Ball sprang zurück und von seinem Hinterkopf unglücklich zum schmeichelhaften ASV-Ausgleich über die Torlinie. Sofort danach erschallte der Halbzeitpfiff. Zum ungünstigsten Zeitpunkt hatte der FCÖ damit den Ausgleich hinnehmen müssen. Es blieb zu hoffen, dass die Mannschaft dieses Pech in der Kabine schnell abschütteln und im zweiten Durchgang an die gute Leistung der ersten 45 Minuten anknüpfen würde.

Leider schlug diese Hoffnung fehl, denn von Anfang an waren es nun die Gastgeber, die den Vorwärtsgang einlegten. Gefahr versprühten sie jedoch zunächst keine, umso überraschender dann aber doch das 2:1 für den ASV, als Masic im Mittelfeld ungestört Meter machen konnte und wie aus dem Nichts aus der 2. Reihe abgezogen hatte (50.). Gerade war die Torhymne „Carmen – Ouverture“, die sonst auch beim benachbarten KSC erklingt, verstummt, die große Chance für den FCÖ zum sofortigen Ausgleich. Noureddine hatte sich im Strafraum das Leder zurückerobert und Ament eingesetzt. Der Östringer Kapitän legte sich dieses auf seinen stärkeren linken Fuß, scheiterte jedoch aus der Kurzdistanz am gut reagierenden Merz. Schade … Überhaupt: Der Gast aus dem Kraichgau hatte bis dato ein Chancenübergewicht und lag nun doch mit 1:2 im Hintertreffen. So läuft´s oft, wenn man unten steht, umgekehrt verfügen Mannschaft aus oberen Tabellenregionen über das notwendige Quäntchen Glück. So wie bis dato der ASV Durlach, der sich aber in den restlichen 40 Minuten den späteren Sieg dann doch redlich verdiente. Weniger aber, weil er fortan zur Stärke eines Tabellenzweiten fand, sondern vielmehr weil die FCÖ-Mannen in der Folge jegliche Körperspannung vermissen ließen, ihnen sichtlich der Glaube an sich selbst fehlte und es teilweise sogar den Eindruck erweckte, als ergäben sich einzelne ihrem Schicksal. Nichts war mehr zu sehen von der guten Leitung im ersten Spielabschnitt. Unverständlich, denn hier hatte man doch bewiesen, dass man es kann! Es spielte nur noch der ASV, der zu weiteren gefährlichen Angriffen kam: In der 54. Minute verzog ein an der Strafraumgrenze freistehender Durlacher und in der 58. Minute suchte ein weiterer ASV-Angreifer gegen eine zu zögernde Östringer Defensive im Strafraum zum Glück nicht den Torabschluss. Der FCÖ reagierte nur noch und Mutschall rückte zunehmend in den Mittelpunkt. Zunächst parierte Östringens Oldie einen Schuss aus rund 18 Metern sicher und war auch bei einem Flugkopfball mit einer Hand reaktionsschnell zur Stelle (63.). Dann aber auf der Gegenseite plötzlich doch ein kurzes Aufflackern der Blau-Weißen, doch Noureddine scheiterte mit einem Flachschuss an Merz. Nur zwei Minuten später reagierte seinerseits Mutschall stark gegen Onye und zeigte sich auch in der 73. Minute stark auf seinem Posten. Die nachfolgende Ecke wurde dagegen von Mutschalls Vorderleuten zu kurz abgewehrt, was der eingewechselte Maibrunn zum unhaltbaren 3:1 nutzte. Die Messe war nun endgültig gelesen, auch wenn die letzte nennenswerte Tormöglichkeit auf Seiten der Östringer Gäste zu verzeichnen war: Noureddine hatte in der 77. Minute auf Ament durchgesteckt, der schnell aus rund 25 Metern abzog, aber erneut in Merz seinen Meister fand. Neben den Comebacks von Mutschall und Kölmel ist abschließend auch noch die Rückkehr von Paolo Sangricoli erwähnenswert, der in den letzten knapp 20 Minuten nach dreieinhalb Jahren Abstinenz (letztes Spiel am 10.10.2010 gegen Beiertheim) wieder für den FCÖ in der Landesliga zum Einsatz kam.

Fazit: Der FCÖ verkaufte sich 45 Minuten lang richtig gut und stellte das bessere Team. Nach dem unglücklichen Rückschlag ganz kurz vor der Pause und dem 1:2 kurz nach Wiederanpfiff lief jedoch gar nichts mehr zusammen, sodass der Sieg der Gastgeber letztlich ohne Frage in Ordnung ging.

Der FCÖ wurde nach deren überraschend klaren Siegen von den Konkurrenten Büchig (4:1 gegen Nöttingen II; jetzt Tabellenelfter mit 16 Punkten) und Español (5:0 in Ittersbach; jetzt Tabellenzwölfter mit 15 Punkten) in der Tabelle überflügelt und liegt nun mit 15 Punkten auf dem Relegationsabstiegsplatz. Hinter dem FCÖ auf den direkten Abstiegsplätzen rangieren nur noch der 1. FC Birkenfeld mit 14 Punkten (bei jedoch zwei Spielen weniger!) und der FC Germania Forst mit 11 Punkten (bei einem Spiel weniger!). Die Situation stellt sich nach nunmehr nur einem Punkt aus den letzten sechs Spielen damit alles andere als rosig dar. Und auch die nächste Aufgabe am kommenden Sonntag auf dem heimischen Waldbuckel gegen den aufstrebenden SV Kickers Büchig wird es in sich haben: Vor dem direkten Aufeinandertreffen rangieren die Büchiger erstmals mit einem Punkt Vorsprung vor dem FCÖ und werden mit der Empfehlung von vier Siegen, drei Remis und nur einer Niederlage aus den letzten acht Spielen anreisen.

Der schweren Situation und Aufgabe muss sich der FCÖ nun unweigerlich stellen. Dabei gilt es, nicht wie in Hälfte 2 in Durlach den Kopf in den Sand zu stecken, sondern mutig und vor allem engagiert das Spiel gegen Büchig anzugehen. Guten Zeiten folgen oft schlechte Zeiten. Diese Erfahrung musste der FCÖ in dieser Saison bereits machen, gingen doch der vorgenannten Negativserie vier Siege in Folge voraus! Umgekehrt ist dies ganz bestimmt auch möglich: Schlechten Zeiten können, sollen und werden bessere Zeiten folgen! Es liegt an Euch, sich eine wieder positive Serie zu erkämpfen und damit zu verdienen! Erinnert Euch an guten ersten 45 Minuten in Durlach. Diese Leistung noch optimieren und vor allem über die gesamte Spielzeit bestätigen, dann klappt es mit einem Dreier gegen Büchig und dem Wiederaufschwung!

E.W.