• Willkommen beim FC 1922 Östringen e.V.

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Die Katze und die Kobra

Natürlich fehlte Somnitz. Es ist Spargelzeit. Somnitz verkauft seinen Spargel in Stuttgart. Mittlerweile hat er sich dort einen Namen gemacht, einen guten Namen. Das war nicht immer so. Anfangs spotteten die Schwaben über ihn. Häme ergoss sich über sein verlogenes Grinsen und seine angeblich versehentlichen Fehler beim Herausgeben. Lügenlächler wurde er genannt. Natürlich belastete ihn das. Es war eine schwere Zeit für Somnitz. Eine Zeit, in der er viel trank, sich nicht wusch und kein Klopapier benutzte. Fast wäre er daran zerbrochen, fast. Doch als er Bud Spencer in "Sie nannten ihn Mücke" sah, traf ihn die Inspiration wie eine Abrissbirne. Ein magischer Moment. Nun wusste er, was zu tun war. Angreifen! Zunächst erfand er einen Werbeslogan: "FALSCH GELACHT UND FALSCH GEWOGEN - JEDER KUNDE WIRD BETROGEN". Er machte aus einem Makel ein Markenzeichen. Das war die Wende. Die Kundschaft flog ihm zu. Von Somnitz an Markttagen übers Ohr gehauen zu werden, ist zum festen Bestandteil Stuttgarter Folklore geworden. Dann entwickelte er das Konzept der "robusten Kundenaquise". Kunden werden nicht mehr marktschreierisch angeworben, sondern im Schwitzkasten zum Stand geschleift und dort in die Ware getunkt. Da Somnitz´ Kundschaft meist aus älteren Damen besteht, hat er leichtes Spiel. Zum Abschied gibt es einen Tritt in den Hintern. Andrew Lloyd Webber plant für nächstes Jahr ein Musical über Somnitz Leben. Ja, er hat es geschafft.

So verständlich seine Abwesenheit war, so schmerzlich war sie für den FCÖ im Spiel gegen den TSV Rettigheim. Denn "Fußball ist zu allererst ein Laufspiel. Alles andere kommt danach", wie Göbel nach seiner Auswechslung sagte, und Somnitz ist der schnellste Spieler des FCÖ. Somnitz fehlte als Spieler, aber fehlte er nicht auch als Kamerad und Freund. Fehlte er als Mensch? Nein!

Aber glücklicherweise spielte Senolan, der, nach eigner Überzeugung, beste Spieler überhaupt. Er pocht daher auf Sonderrechte: keine Anwesenheit in der eigenen Hälfte, keine Defensivarbeit, keine Pässe. Raten Sie, wie beliebt Senolan bei seinen Mitspielern ist! Senolan blieb unauffällig, trotzdem war er erneut von sich sehr angetan und streichelte nach Spielende stundenlang seine Füße.

Erfreulich war der Besuch des Vorstands-Trios Gerhard Kimling, Eric Wagner und Axel Jung. Sie sahen ein gutes Spiel des FCÖ. Die AH trat ballsicher und taktisch geordnet auf. Nach längerer Abwesenheit spielte Steffen Pfeiffer wieder. Er litt am Pfeifferschen Drüsenfieber. Was denn sonst? Sechs Kilo leichter machte er eine gute Partie, auch wenn die Kraft nicht für die gesamte Spielzeit reichte. Während des Spiels hielt er sich verbal entgegen seiner Gewohnheit zurück. Das war angenehm, aber irgendwie auch unheimlich. Auch Jürgen Göbels Gebaren überraschte. Noch im vorherigen Training erteilte er allen eine Lehrstunde im Kopfballspiel, seiner großen Stärke. Als dann im Spiel eine Flanke genau auf Göbel zuflog, zog er den Kopf so heftig ein, dass die Zuschauer meinen konnten, er versuchte sich seine Schultern in die Ohren zu stopfen. Wer kam nur auf die Idee Häfner gegen den laufstarken Spieler mit der Rückennummer 4 des TSV Rettigheim zu stellen? Steckte Wahnwitz oder Boshaftigkeit dahinter. Häfner verlor jedes Laufduell und war nach zehn Minuten auswechselreif. Trotzdem war seine Anwesenheit nicht völlig nutzlos, sorgte er doch für Gelegenheiten, die Torhüter Mutschall nutzte, um sich auszuzeichnen. Wieder war Mutschall ein entscheidender Faktor für den Sieg.

Der FCÖ hatte gegen Rettigheim leichte Vorteile und kreierte eine Reihe guter, aber nicht sehr guter Chancen. Die spielerische Überlegenheit resultierte jedenfalls nicht in einem Torerfolg. Die Schwäche des FCÖ ist die Schwäche im Abschluss. Anders der TSV Rettigheim. Er zeigte wahre Effizienz und ging in Führung. So hätte das Spiel enden können, wäre nicht Klaus Bühler für den FCÖ aufgelaufen. Ein Vollblutstürmer. Bühler schlägt überall zu, wo er gebraucht wird. Beide Tore für den FCÖ erzielte dieser Mann, der dabei so lässig wirkte, wie ein Eunuch im Bordell. Bühler hat wahrscheinlich schon für jede Mannschaft in Nordbaden gespielt. Ihm wird darum der Vorwurf gemacht, er sei ein Fußballsöldner. Der Prototyp eines Spielertyps, dem Vereinsverbundenheit nichts und Profit alles bedeutet. Aber was hilft es wehmütig in Nostalgie zu schwelgen? Die Entwicklung hin zur Kommerzialisierung und Professionalisierung hat auch den AH-Fußball ergriffen. Der Pragmatiker nimmt dies achselzuckend zur Kenntnis und weiß die Realität auf seiner Seite. Dem Romantiker bleibt nur die Erinnerung.

M.H.

 

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